Obing empfängt das ZDF,

Waging sperrt das Gästebuch

Von Christa Auer und Thomas Thois Obing/Waging am See/München.

 

Der FC-Bayern-München Fanclub „Obing ’84“ ist einer von vielen Fanclubs, die Uli Hoeneß, dem Präsidenten des Fußball-Rekordmeisters, nach den massiven Anfeindungen aus der Südkurve den Rücken stärken. Gestern Abend bekamen Fanclub-Präsident Christian Schnebinger und seine Mitstreiter Besuch vom ZDF, das einen Beitrag für die Sportreportage am morgigen Sonntag um 17.10 Uhr drehte. Wie aggressiv und bedrohlich die Stimmung im gespaltenen BayernAnhang ist, das bekam diese Woche auch Mane Straßer, Chef der „Rodn Waginga“ zu spüren. Wegen der vielen feindseligen Einträge musste er das Internet-Gästebuch seines Fanclubs sperren. Und er verzichtet auf eine Fahrt zum heutigen Nürnberg-Spiel.

 

Für 19 Uhr hatte sich gestern das Kamerateam im Gasthaus Kufner in Obing angesagt. Wie viele andere Medien auch, greift das ZDF die Fan-Attacken gegen Uli Hoeneß auf. Nachdem der Obinger Fanclub dem Bayern-Präsidenten – wie berichtet – in einem offenen Brief mitgeteilt hatte, dass man voll und ganz hinter ihm stehe und sich von den Beleidigungen der Ultras distanziere, war man eine geeignete Anlaufstelle für die TV-Reporter, die ergründen wollen, warum die finanzielle Hilfe für den Erzrivalen 1860 München oder die mögliche Verpflichtung von Schalke-Torwart Manuel Neuer die Emotionen so hoch kochen lässt. Für Christian Schnebinger, den Chef von „Obing ’84“, sind die Aktionen der „Schickeria“ deutlich zu weit gegangen. „Das hatte nichts mehr mit Fairness und Sport zu tun. Das war geschmacklos.“ Deshalb ist er gerne bereit, seine Meinung zu den „unwürdigen Vorfällen“ im Fernsehen kund zu tun. Zu Wort kommen soll in dem ZDF-Bericht auch der Obinger Sechzger-Fanclub mit seinem Vorsitzenden, dem ehemaligen Pfarrer Valentin Tremmel. Denn: Auf örtlicher Ebene kommen die Blauen und die Roten sehr gut miteinander aus. „Das Verhältnis ist gut, wir haben leicht Platz nebeneinander. Und auch München ist groß genug für zwei Fußballvereine“, betont Schnebinger. Mane Straßer, Vorsitzender des Bayern-Fanclubs „De rodn Waginga“, hat diese Woche in einem großen Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sowie im Fernsehstudio von „Sport1“ die Wutparolen der Ultra-Minderheit scharf verurteilt und betont, „dass die überwältigende Mehrheit der Fans hinter Uli Hoeneß steht“. Die Folge waren nun feindselige und bedrohliche Einträge im Gästebuch auf der Homepage der „Rodn Waginga“. „Natürlich alles anonym und weit unter der Gürtellinie. Das ging von ,Verräter‘ über ,Schleimer‘ bis hin zu Androhungen, dass es für mich in Nürnberg ,was auf die Nuss‘ gibt. Deshalb haben wir unser Gästebuch vorübergehend gesperrt“, sagt Mane Straßer. „Dazu kamen noch ein, zwei anonyme Anrufe. Da macht man sich natürlich schon Gedanken“, so der 38-Jährige, der aber betont: „Es war wichtig und richtig, da aufzustehen und Flagge zu zeigen. Das zeigt auch die viele positive Resonanz, die wir bekommen haben.“ Straßer ist überzeugt, dass sich die ganze Sache in den nächsten Tagen wieder beruhigen wird. Dennoch hat er sich dazu entschieden, zum heutigenAuswärtsspiel der Bayern beim 1. FC Nürnberg nicht mitzufahren. „Normalerweise passiert nichts, weil die Leute in der Anonymität des Internets ja immer viel mehr Gas geben. Aber es ist wohl vernünftig, jetzt nichts zu provozieren. Man weiß ja nie, ob nicht einer austickt, wenn dann auch noch Alkohol im Spiel ist“, so Straßer. „Nicht dass da irgendjemand auf mich losgeht, und ich habe einen ganzen Bus Fans dabei, die dann vielleicht einschreiten, und dann eskaliert das Ganze.“ So reisen die Waginger Bayern-Fans heute ohne ihren Chef ins Frankenland. „In ein, zwei Wochen dürfte dann hoffentlich jeder eingesehen haben, dass es zwar in Ordnung ist, Kritik an der Vereinspolitik zu üben und sich einzumischen“, so Mane Straßer. „Aber es geht halt um die Art und Weise, wie man das macht.“ Dass beim Gladbach-Heimspiel so viele Fanclubs ihre Banner verkehrt herum aufgehängt hätten, sei nur ein Ausdruck sachlicher Kritik an der Haltung zu den Löwen gewesen. „Dass dann so beleidigende Transparente in der Südkurve hochgehalten werden, davon hatten die wenigsten gewusst, und das wollte auch kaum ein Fanclub unterstützen.“

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